Software-Modernisierung

Ein vollständiger Rewrite kann in bestimmten Fällen sinnvoll erscheinen, insbesondere wenn das bestehende System extrem veraltet oder unwartbar ist. Allerdings birgt ein Rewrite erhebliche Risiken und Herausforderungen. Ein bestehendes System enthält oft jahrelang gesammelte Anforderungen, Workarounds und Geschäftslogik, die bei einem kompletten Neuentwurf verloren gehen können. Dies kann zu unerwarteten Problemen und einem strategischen Desaster führen, wie es in „Things You Should Never Do, Part I – Joel on Software“ beschrieben wird.

Stattdessen bietet eine schrittweise Software-Modernisierung mehrere Vorteile:

• Risiko-Minimierung: Durch inkrementelle Verbesserungen bleibt das System während des Modernisierungsprozesses funktionsfähig, was das Risiko von Ausfällen reduziert.
• Kostenkontrolle: Modernisierung kann kosteneffizienter sein, da sie sich auf die Verbesserung spezifischer Bereiche konzentriert, anstatt das gesamte System neu zu entwickeln.
• Erhalt von Wissen: Die bestehende Geschäftslogik und die gesammelten Anforderungen bleiben erhalten, was die Wahrscheinlichkeit von Fehlern und Lücken im neuen System verringert.
• Flexibilität: Eine Modernisierung ermöglicht es, neue Technologien und Architekturen schrittweise einzuführen, was eine bessere Anpassung an sich ändernde Geschäftsanforderungen ermöglicht.

Insgesamt ist eine Modernisierung oft die pragmatischere und sicherere Wahl, um ein System zukunftssicher zu gestalten, ohne die Risiken und Kosten eines vollständigen Rewrites einzugehen.

Softwaremodernisierung ist notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, Sicherheitsrisiken zu minimieren und die Wartbarkeit zu verbessern. Veraltete Systeme können Sicherheitslücken aufweisen und sind oft schwer zu erweitern. Durch den Einsatz moderner Technologien wie Microservices, Containerisierung (z.B. Docker, Kubernetes) und Cloud-Computing (z.B. AWS, Azure) kann die Flexibilität und Skalierbarkeit der Software erhöht werden.

Der erste Schritt ist eine umfassende Analyse des bestehenden Systems. Dies beinhaltet ein Architektur-Review, eine Bewertung der Code-Qualität und die Identifikation von veralteten Technologien. Tools wie SonarQube können zur Code-Analyse verwendet werden, während Architektur-Review-Workshops helfen, die Struktur des Systems zu verstehen.

Die Wahl der Technologien hängt von den spezifischen Anforderungen ab, aber häufige Optionen sind:

• Programmiersprachen und Frameworks: Wechsel von älteren Versionen (z.B. Java 8) zu neueren (z.B. Java 17).
• Containerisierung: Einsatz von Docker für eine bessere Portabilität.
• Cloud-Services: Nutzung von nativen Cloud-Lösungen für geringere Ausfallzeiten und einer stärkeren Resilienz.

Die Code-Qualität kann durch die Einführung von automatisierten Tests, Code-Review-Prozessen und die Anwendung von Design-Prinzipien wie SOLID und DRY verbessert werden. Tools wie Jenkins oder GitLab CI/CD können zur Automatisierung von Tests und Deployments eingesetzt werden.

Ein Rewrite bedeutet, das gesamte System von Grund auf neu zu entwickeln, während Refactoring bestehende Code-Strukturen verbessert, ohne die Funktionalität zu ändern. Refactoring ist oft weniger riskant und kostengünstiger, da es die bestehende Logik und die gesammelten Anforderungen beibehält.

Sicherheit kann durch die Schulung von Developern in Secure-Software-Development-Praktiken sowie deren Implementierung verbessert werden, wie z.B. regelmäßige Sicherheits-Scans und die Einführung von DevSecOps-Praktiken.

Die Kontinuität kann durch den Aufbau eines robusten Test- und Monitoring-Frameworks sichergestellt werden. Tools wie Prometheus für Monitoring und Grafana für Visualisierung helfen, den Systemzustand in Echtzeit zu überwachen. Automatisierte Tests stellen sicher, dass Änderungen keine unerwünschten Auswirkungen haben.

Dokumentation ist entscheidend, um die Architekturentscheidungen nachvollziehbar zu machen und den Wissenstransfer zu erleichtern. Aktuelle und präzise Dokumentation hilft neuen Teammitgliedern, sich schnell einzuarbeiten und unterstützt die langfristige Wartbarkeit des Systems.

Um zu verhindern, dass ein modernisiertes System schnell veraltet, sollten kontinuierliche Verbesserungsprozesse etabliert werden. Dazu gehören: 

• Regelmäßige Updates: Verwendeten Technologien und Bibliotheken werden auf den neuesten Stand aktualisiert. 
• Agile Praktiken: Agile Methoden wie Scrum oder Kanban werden implementiert, um flexibel auf Veränderungen reagieren zu können. 
• DevOps-Kultur: Eine DevOps-Mentalität wird aktiv gefördert, um die Zusammenarbeit zwischen Entwicklung und Betrieb zu verbessern und kontinuierliche Integration und Bereitstellung (CI/CD) zu unterstützen. 
• Technische Schulden: Technische Schulden werden regelmäßig erfasst, priorisiert und systematisch abgebaut. 
• Architektur-Retrospektiven: Es werden regelmäßige Architektur-Retrospektiven durchgeführt werden, um die Systemarchitektur zu überprüfen und anzupassen. 
• Qualitätssicherung: Robuste Qualitätssicherungsprozesse, einschließlich automatisierter Tests und Code-Reviews, werden etabliert, um die Code-Qualität langfristig zu sichern. 

Die Verbesserung der Architektur während der Modernisierung ist entscheidend. Hier sind einige Ansätze, die dabei helfen: 

• Modularisierung: Das System wird in kleinere, unabhängige Module aufgeteilt, was die Komplexität reduziert, und die Flexibilität erhöht. Jedes Modul kann separat aktualisiert und gewartet werden. Module können beispielweise durch die Anwendung von taktischem Domain Driven Design identifiziert werden, z.B. Aggregates und Sub-Domains. 
• Strategisches Domain Driven Design (DDD): DDD organisiert die Architektur um die Geschäftsdomäne, indem „Bounded Contexts“ identifiziert und klare Schnittstellen definiert werden. Dies erleichtert die Anpassung an Geschäftsanforderungen und fördert eine klare Trennung der Verantwortlichkeiten. 
• Strangler Fig Pattern: Dieses Muster ermöglicht eine schrittweise Modernisierung, indem neue Funktionen als separate Komponenten entwickelt und integriert werden. Alte Systemteile werden nach und nach ersetzt, wodurch das bestehende System während des Prozesses funktionsfähig bleibt. 

Durch die Kombination dieser Ansätze kann die Architektur eines Systems während der Modernisierung erheblich verbessert werden, was zu einer robusteren, anpassungsfähigeren und zukunftssicheren Softwarelösung führt.